Prozess oder Projekt? All-Tages-Rad

Selbst wo ich mich als Genuß- und Reiseradler verstehe, bin ich gleichzeitig überzeugt, das ein Rad für „alles“ eher zuwenig als zuviel ist, andererseits der Bedarf für ein Rad für jeden Tag mal eben irgendwohin definitiv da ist. In diesem Haushalt werden demnach nicht nur Räder gebaut, sondern eben auch bewegt und repariert. Eine etwas grössere Reparatur war diesmal notwendig beim „Rad für jeden Tag“, mit dem ich also alles in und um die Stadt herum erledige, Einkäufe mache oder das Kind zur Schule bringe. Zugelegt hatte ich mir im Jahr 2008 ein Gudereit SX-75 in der Größe von 64 Zentimetern.

Wiewohl ein tolles Rad für einen ziemlich sensationellen Preis, wurde doch im Laufe des Betriebs das eine oder andere Teil getauscht, teils wegen Verschleiß, teils zur Optimierung der Nutzung. Anfang diesen Jahres war dann der Punkt für eine gössere Pause gekommen, um eine etwas umfangreichere Revision vornehmen zu können. In der Zwischenzeit musste das Reiserad den Tagesbetrieb überehmen. Letzter Auslöser war eine blockierende Schaltung, die vor dem allfälligen Winterdreck kapitulieren musste. Nach einer Pechsträhne konnte jetzt der Abschluß des gesamten Unternehmens erfolgen.

 

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©MF, Rahmen einmal von allem befreit was dreckig oder kaputt ist…

Erst einmal wurde abgebaut. Ziemlich viel, denn die Räder waren an den Felgenflanken durchgebremst und das Kugellager hinten war schon defekt. Macht also einen Satz neue Räder. Dazu alles abgebaut, was durch den Winterdreck gezogen war oder durch diesen verschlissen, also Kassette, Kette, Tretlager und Kurbel, sowie die Bremse. Alles reinigen. Dieser Punkt dauert ganz schön, sieht man auch an den Fotos…

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©MF, Hier war unverkennbar der Winterdreck am Werk…

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©MF, Mit neuem Hinterrad, neuer Kette und Zahnkranz sieht das schon anders aus…

 

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©MF, Selbst eine Magura „einfach“ nur reinigen und mit neuen Bremsklötzen versehen……

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©MF,……..erzeugt doch sowohl auf dem Foto als auch in der Funktion einen deutlichen Unterschied!

 

An dieser Stelle noch ein kurzer Sonderausflug zum Tretlager und dem Kurbelsatz aus mehreren Gründen. Zum einen habe ich an dieser Stelle schon einmal beschrieben, wie ich mit einem Werkzeug lediglich die Wälzlager austauschen kann und damit deutlich Geld spare. Zum anderen wollte ich einen Blick auf die Lagerlaufflächen der Achse werfen, weil das Tretlagergehäuse nicht gesondert plangefräst ist und ich mich auf meine Parallelkontrolle per Spiegel verlassen musste. Schliesslich wollte ich noch ein wenig Theorieüberprüfung betreiben, ob die eloxierten Alukettenblätter wirklich so winterresistent sind, wie sie der Theorie nach sein sollten. In unserem Fall handelt es sich um eine 3fach Kurbel Raceface Deus mit einem X-Type Innenlager, gekauft 2011, als Raceface für einige Monate in der Insolvenz war und die Preise dementsprechend deutlich unter dem heute längst wieder üblichen Niveau. Im Vergleich: Ein Satz neuer Shimano Deore LX-Blätter plus ein neues HT-II Innenlager hätten mich sogar fast ein wenig mehr gekostet und wenn man gleich die Fotos sieht, ahnt man vielleicht, warum ich diesen Tausch bis heute nicht bereue….

 

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©MF, Hier fehlt nix, was den Verschleiß nicht nach oben treibt

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©MF, Nach der Reinigung ein erstaunlich guter Zustand der Blätter

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©MF, Achse und Laufflächen sind in sehr gutem Zustand

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©MF, Schon wieder eingebaut noch ein Detailblick auf die Zähne

Im Ganzen hat diese Revision doch deutlich läger gedauert als ursprünglich gedacht. Im Sinne der Erhaltung der Funktion und der „Freude am Fahren“ ist das aber absolut lohnenswert. Für Freunde der Zahlen, durch das Austauschen der Räder hat sich das Gewicht nicht grundlegend verändert, gemessen wurden 14,40 kg ohne Schloss. Nicht sensationell, aber in Anbetracht von Vollausstattung, Gepäckträger vorne und hinten und der Größe des Rades insgesamt immer noch ein eher leichtes Rad. Geputzt wurde übrigens nicht generell, sondern eben nur an funktionsrelevanten Stellen, da Alltagsräder viel draussen stehen, sollten sie nicht zu sauber sein, sonst wecken sie Begehrlichkeiten. Lohnt sich das denn, die ganze Arbeit und das Geld für neue Räder? Nun, dieses Rad wird seit 7 Jahren viel bewegt und macht Freude. Sofern nichts außergewöhnliches passiert, werden noch viele weitere Jahre folgen, deutlich mehr als bei den meisten PKW, das relativiert die Kosten ganz erheblich.

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©MF, Ein Gesamtblick nach der Revision